Leitwort
zur letzten Ausgabe der Zeitschrift „CHRISTOPHORUS“, Heft 3/2018
von Felix Thome
Nicht Ende, sondern Vollendung und Verwandlung
Sie halten die letzte Ausgabe der Zeitschrift „Christophorus“ in der Hand. 63 Jahrgänge der Zeitschrift sind erschienen; die einzelnen Hefte waren für Sie, die Christophoraner, ein Organ, in dem Sie wichtige Ankündigungen und Mitteilungen Ihrer Gemeinschaft finden konnten, in dem Berichte über Bundestreffen, kleine Akademikertage und weitere Veranstaltungen veröffentlicht wurden, in dem interessante und ansprechende Aufsätze zu theologischen und allgemein christlichen Themen zu lesen waren. Das Ende der Zeitschrift ist sichtbares Zeichen, dass nun auch zum Jahresschluss 2018 die Christophorus-Gemeinschaft auf Bundesebene nach fast 70 Jahren des Bestehens sich auflösen wird. Vielen Mitgliedern ist es bei diesem Vorgang weh ums Herz. Ende, Vergehen und Untergang sind schmerzlich.
Auch Jesus spricht immer wieder in den Evangelien vom Ende und vom Untergang, wie z.B. im Markusevangelium:
Aber in jenen Tagen, nach jener Drangsal, wird die Sonne verfinstert werden und der Mond wird nicht mehr scheinen; die Sterne werden vom Himmel fallen und die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden. Dann wird man den Menschensohn in Wolken kommen sehen, mit großer Kraft und Herrlichkeit. Und er wird die Engel aussenden und die von ihm Auserwählten aus allen vier Windrichtungen zusammenführen, vom Ende der Erde bis zum Ende des Himmels. Lernt etwas aus dem Vergleich mit dem Feigenbaum! Sobald seine Zweige saftig werden und Blätter treiben, erkennt ihr, dass der Sommer nahe ist. So erkennt auch ihr, wenn ihr das geschehen seht, dass er nahe vor der Tür ist. Amen, ich sage euch: Diese Generation wird nicht vergehen, bis das alles geschieht. Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen. (Mk 13,24-31)
Dieser Text und ähnliche Stellen im Neuen Testament, sogenannte apokalyptische Texte, sind keine Drohtexte, die den Hergang des Weltuntergangs illustrieren und uns das Fürchten lehren wollen, sondern es sind Trosttexte – jedenfalls für all jene, die sich an Gott und seinen „Menschensohn“ halten. Diese Texte wollen Trost spenden, wollen bei aller Vergänglichkeit auf Gott verweisen, der Halt schenkt. Alle Glaubenden sollen wissen, dass diese Welt nicht nur ihrem Ende, sondern ihrer Vollendung entgegen geht.
Es fällt auf, dass bei den Worten, die uns das Markusevangelium überliefert, nicht vom Weltgericht die Rede ist. Der düstere Weltuntergang führt vielmehr die helle Wiederkunft Christi herbei. Die Engel, so heißt es, führen die Auserwählten aus allen vier Windrichtungen zusammen, um sie für immer in das ewige Reich des Vaters heimzuholen. Was mit den anderen geschieht, die sich verweigert haben, interessiert hier offenkundig gar nicht. Sie werden nicht erwähnt. Es wird ihnen auch nicht Hölle und Verdammnis angedroht. Und so ist es auch nicht unsere Aufgabe, uns darüber Gedanken zu machen.
Wenn nun das Evangelium vom Ende spricht, will es auf das Ziel hinweisen. Die Welt verendet nicht, sie wird voll-endet! In der lateinischen Sprache bedeutet das Wort „finis" beides: „Ende“ und „Ziel“. Letztlich ist aber das Wort „Ziel“ wichtiger. Das Ziel bei Gott: davon redet der Glaube. Vom Ende haben wir ein Wissen, die Naturwissenschaft kann uns darüber manches sagen; vom Ziel aber spricht der Glaube. Dass alles Geschaffene vergänglich ist und ein Ende hat: das zu erkennen, dazu brauchen wir die Bibel nicht. Dass aber diese Welt von Gott dereinst heimgeholt und verwandelt wird: das ist biblische, göttliche Offenbarung.
Dass die Welt unaufhaltsam durch alle Untergänge hindurch ihrem Ziel zustrebt, das gehört zu unserem Glauben an die Wiederkunft Christi. „Dann wird man den Menschensohn in Wolken kommen sehen, mit großer Kraft und Herrlichkeit.“ Das nahe Ende ist der nahe, der sich unaufhaltsam nahende Gott!
Wenn Christen also an das Ende der Welt, aber auch an ihr eigenes Ende denken, geht es gerade nicht um den endgültigen Abbruch des Lebens, es geht nicht um seine Vernichtung, vielmehr um seine Verwandlung! Die Einstellung zum Hier und Heute meines Lebens, zum Weg meines Lebens, hängt ganz entscheidend davon ab, wie ich das Ende meines Lebens und das Ende der Welt einschätze. Wenn ich das Ende tatsächlich als end-gültiges Ende und Versinken im Nichts sehe, dann ist jeder Tag, der unwiederbringlich vorbei ist, ein Stück Beraubung meines Lebens; dann renne ich ständig gegen die Uhr an – in panischer Angst, ja nichts zu verpassen – und werde doch nichts erreichen! Ist das Ende für mich jedoch die große Vollendung und Verwandlung, dann kann ich gelassen vorangehen, dann kann ich rechtzeitig manches loslassen im Vertrauen darauf, dass Gott mich für alle Verluste meines Lebens reich entschädigen wird, ja dass er mein Leben über die Todesgrenze hinaus bewahren und verwandeln wird.
„Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen!“ – In der Unbeständigkeit von Welt und Mensch gibt es für uns Christen letztlich nur diesen Halt. Was Gott uns durch Jesus Christus offengelegt und über das Ziel unseres Lebens gesagt hat, das hat Bestand und ist unvergänglich! Wir sind nicht für den Tod, sondern für das Leben bestimmt! Wer aus dieser österlichen Hoffnung zu leben vermag, wird mit der Hinfälligkeit dieser Welt und mit allem Loslassen besser zurechtkommen.
Wir dürfen auf Jesus und sein Wort vertrauen. Wenn die Zeit gekommen ist, die nur Gott weiß, werden wir ins Ziel kommen. Jesus selbst geleitet uns in die Vollendung bei Gott. Und das Gute, das wir getan haben, wirkt weiter.
Das dürfen Sie auch in Ihrer Christophorus-Gemeinschaft sehen. Die noch existierenden örtlichen bzw. regionalen Akademikerschaften treffen sich weiterhin und leben aus dem Geist, der den Christophorus von Anfang an geprägt hat. Und in der Stiftung Christophorus-Hilfswerk bleibt verwandelt gegenwärtig, was der Christophorus als sein Ziel formuliert hat: „der Vertiefung und Ausbreitung des Reiches Gottes in allen Lebensbereichen zu dienen“.
Bearbeitung - letzte Aktualisierung am 04.07.2024
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